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ähmung von Neuankömmlingen

Gerade wenn man Ratten aus dem Zooladen oder aus schlechter Haltung übernimmt, haben sie häufig gar keine oder nur schlechte Erfahrungen mit dem Menschen gemacht. In solchen Fällen erfordert die Zähmung neuer Ratten besonders viel Geduld, Fingerspitzengefühl und Zeit, doch es macht sich bezahlt zu Anfang konsequent "dran" zu bleiben. Mehr Glück hat man, wenn man bereits zahme Tiere übernimmt, was häufig bei privaten Vermittlungen (z.B. über den VdRD e.V.) der Fall ist. Daher ist jede Zähmung anders und es gibt kein Patentrezept.

Der Käfig sollte zunächst eher spartanisch eingerichtet sein. Ein Brett, ein Häuschen, und natürlich Futter und Wasser. Das genügt für 's Erste. Das dient dazu, die weitere Kontaktaufnahme zu erleichtern, denn nichts zerstört bereits gewonnenes Vertrauen so schnell, wie eine Verfolgungsjagd durch den Käfig oder - noch schlimmer - das ganze Zimmer. Daher sollten neue Ratten auch in der ersten Zeit noch keinen Auslauf bekommen. Wer ihnen von Anfang an Auslauf gönnen möchte, kann sich dabei auf einen kleinen überschaubaren Bereich beschränken, in dem es nur solche Verstecke gibt, an die der Halter leicht heran kommt. Diesen Bereich gilt es aber vorher gründlich auf Rattensicherheit zu prüfen.

nikita_hand.jpgNach der Ankunftsollten die Rattengleich in den bereits vorbereiteten Käfigeinziehen können, damit sie nach dem Transport erstmal zur Ruhe kommen. Erst wenn die Tiere den Käfig erkundet und sich etwas vom Transport erholt haben, (das darf ruhig erst am nächsten Tag sein) sollte man versuchen den ersten Kontakt aufzubauen.

Man beginnt am besten damit, sich erst mal ruhig vor den Käfig zu setzen und mit den Tieren zu reden. Das beruhigt auch den nervösen Rattenanfänger ein wenig, denn die Tiere spüren die Nervosität ihres Menschen - daher ruhig durchatmen. Nach einiger Zeit kann man die Käfigtür öffnen und die Tiere vorsichtig an der Hand schnuppern lassen. Dabei macht man am besten eine Faust, denn ausgestreckte Finger laden dazu ein, hinein zu zwicken.

Weniger scheue Ratten klettern oft von allein auf dem Arm. Sind die Tiere noch nicht an den Menschen gewöhnt, sind sie allerdings kaum dazu zu bewegen, den ersten Schritt zu machen.
Manche Rattenhalter sind der Meinung, dass man sie dann nicht zwingen und warten sollte, bis die Tiere irgendwann doch von alleine auf den Menschen zu gehen. Allerdings kann man dann unter Umständen ein Rattenleben lang warten.

Wir haben aber in solchen Fällen die besten Erfahrungen damit gemacht, die Tiere sanft zu ihrem Glück zu zwingen. Das bedeutet, die Ratten einzeln auch gegen ihren Willen aus dem Käfig zu nehmen und kurz fest zu halten. Dabei sollte man sich viel Zeit lassen, damit sich die Pelznasen nicht gejagt fühlen. Schnelle Bewegungen führen zu Schreckreaktionen und Flucht.

Bei diesen ersten Kontaktaufnahmen setzt man die Tiere am besten auf den Schoß (Handtuch unterlegen ist ratsam) und formt mit den Händen ein Dach über ihrem Körper. So können sie nicht so leicht entwischen, haben "festen Boden" unter den Füßen und fühlen sich im Dunkeln wenigstens ein bisschen sicherer.

Bei den ersten Versuchen sollte man seine Ratten wirklich nur kurz festhalten und sie dann wieder (im Käfig, nicht auf dem Boden) laufen lassen. Durch mehrmalige Wiederholung lernen sie, dass sie relativ schnell wieder frei kommen und dass nichts passiert. Nach und nach kann man dann die Dauer steigern.

Auch sehr hilfreich ist es, die Tiere einzeln oder zu zweit (mehr wird zu unübersichtlich) im Pulli durch die Wohnung zu tragen. Dort ist es schön dunkel und warm, dadurch fühlen sie sich schneller geborgen und lernen zudem, den Geruch ihres Menschen mit dem Gefühl der Sicherheit zu verbinden.

Dabei hilft es auch, wenn man ein durchgeschwitztes, aber trockenes T-Shirt oder eine "Stinkesocke" ins Häuschen legt. Auch das Häuschen vermittelt ein Gefühl der Sicherheit, das so mit dem Geruch des Menschen verbunden wird. Achtung: Der Stoff wird mit 95%iger Wahrscheinlichkeit rattig umgestaltet, man sollte nicht gerade ein T-Shirt nehmen, auf das man noch Wert legt!

Ratten sind Individualisten, manche sind schüchtern und ziehen es einfach vor in Ruhe gelassen zu werden, andere wiederum können gar nicht genug Streicheleinheiten bekommen. Und manche sind fürchterlich neugierig und immer auf Achse, gerade Jungtiere haben eigentlich gar keine Zeit und wollen immer alles erkunden. Die Quirligkeit der Jungtiere verliert sich das mit der Zeit und sie werden ruhiger. Doch jedes Tier hat seinen ganz eigenen Charakter, daher wird auch nicht jede Ratte gleichermaßen zutraulich. Daher sollte man es auch akzeptieren können, wenn ein Tier nun mal keine "Schmuseratte" ist und es dann mit den Zähmungsversuchen nicht übertreiben.

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